Wissenschaft und Forschung

Kenia / Berlin

Kurz vorm #Aussterben: Eizellen des nördlichen #Breitmaulnashorns erfolgreich künstlich befruchtet

Es ist ein verzweifelter Kampf gegen das Aussterben einer ganzen Art: Nur noch zwei Weibchen des Nördlichen Breitmaulnashorns sind am Leben. Sati, der letzte Nashornbulle, starb im vergangenen Jahr. Jetzt gibt es wieder Hoffnung, das Erlöschen der Art zu verhindern: Internationale Wissenschaftler unter Federführung des Berliner Leibnitz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung ist die künstliche Befruchtung von Eizellen der beiden Weibchen gelungen: Mit dem eingefrorenen Samen zweier verstorbener Nashornbullen. Und die Sache lief besser, als erwartet..
Südliche Breitmaulnashörner

Nachdem den beiden letzten überlebenden Weibchen des Nördlichen Breitmaulnashorns, Najin und Fatu, am 22. August in Kenia mit Erfolg zehn Eizellen entnommen werden konnten, gab das internationale Team von Wissenschaftlern und Umweltschützern bekannt, dass sieben der zehn Eizellen (vier von Fatu und drei von Najin) erfolgreich zur Reife gebracht und künstlich befruchtet wurden.

Die künstliche Befruchtung erfolgte durch eine sogenannte intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) mit zuvor eingefrorenen Spermien von zwei Bullen der Nördlichen Breitmaulnashörner, Suni und Saut, am 25. August. Die beiden letzten fruchtbaren Bullen Suni und Saut waren, nach langen Jahren in Tschechien, in ihren letzten Lebensjahren in  einem afriikanischen Reservat untergebracht. Dort waren beide Nashornbullen gestorben ohne dass sie sich - wie erhofft- auf natürliche Weise mit den beiden Weibchen Najin und  Fatu fortgepfanzt hatten.

Mit dem Tod der beiden Nashornbullen war die Art des Nördlichen Breitmaulnashorns unmittelbar an den Rand des Aussterbens geraten: Auf natürliche Weise konnte die Art nicht mehr gerettet worden. Die Berliner Wissenschaftler hatten allerdings vorgesorgt: Schon bevor die beiden Nashornbullen von Tschechien nach OAfrika gebracht worden waren, hatten die Wissenschaftler Samen der beiden Bullen entnommen und eingefroren.

Der Versuch, einem der weibchen vor mehreren Jahren Eizelnnen zu enthemne, musste damals abgebrochen worden: Das Weibchen vertrug die Narkose nicht und es bestand die Gefahr, dass es den Eingriff nicht überleben wurde. Nun wurde der Eingriff nochmals gewagt. Dieses Mal ging alles gut, und von beiden Weibchen konnten Eizellen gewonnen werden.

Diese Eizellen wurden jetzt im Labor erfolgreich mit dem eingerfrorenen Samen von Fat und Saul befruchtet.Die Wissenschaftler sind erleichtert: "Dies ist der nächste entscheidende Meilenstein, um hoffentlich lebensfähige Embryonen zu erzeugen, die eingefroren und dann später von einem Südlichen Breitmaulnashorn- Weibchen als Leihmutter ausgetragen werden sollen", heißt es in einer Pressemitteilung.

„Wir waren überrascht über die sehr hohe Reifungsquote",  sagt einer der beteiligten Wissenschaftler: "Eine solch hohe Zahl (vergleichbar mit den Ergebnissen für Eizellen von Pferden) erreichen wir bei Südlichen Breitmaulnashörnern in europäischen Zoos nicht", berichtet Cesare Galli vom Labor Avantea in Cremona (Italien), der das Befruchtungsprojekt leitete. DAmit bezieht sich Galli auf entsprechende Befruchtungsversuche mit der Schwesterart des Nördlichen Breitmaulnashorns, von dem noch etliche Exemplare in Zoos und in freier Wildbahn leben.

Den Wissenschaftlern muss bereits im Vorfeld klar gewesen sein, dass es Schwierigkeiten mit der Qualität der eingefrorenen Samen geben könnte: Denn nachdem die letzten fruchtbaren Nördlichen Breitmaulnashörner aus ihrem Tschechischen Zoo Dvůr Králové nach Afrika ins kenianische Reservat Ol Pejeta gebracht worden waren, kam es zu mehreren Paarungen zwischen den beiden Männchen und den zwei Weibchen - aber keines der Weibchen wurde schwanger.

Die Bearbeitung des aufgetauten Spermas von Saut habe sich als "sehr schwierig" erwiesen, sagte Galli jetzt: "Um drei lebende Spermien zu isolieren, die für die Eizellen von Najin erforderlich waren, mussten wir zwei Samenproben auftauen."

Noch müssen die Wissenschaftler um den Erfolg der künstlichen Befruchtung bangen: "Jetzt werden die befruchteten Eizellen inkubiert und wir müssen abwarten, ob sich lebensfähige Embryonen so weit entwickeln, dass sie für einen späteren Transfer in flüssigem Stickstoff konserviert werden können", sagte Galli. Um den 10. September herum werde bekannt gegeben, ob sich möglicherweise Embryonen entwickelt haben.

Das Forschungsprogramm (BioRescue) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Das internationale Forschungskonsortium zur Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns wird von Thomas Hildebrandt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) geleitet. Avantea ist für die Entwicklung der Eizellen und die Erzeugung lebensfähiger Embryonen zuständig. Weitere wichtige Projektpartner sind der Zoo Dvůr Králové, das Wildreservat Ol Pejeta (Kenia) und der Kenya Wildlife Service.

Unser Foto zeigt übrigens zwei Vertreter des südlichen Breitmaulnashorns. Von dieser Art gibt es - im Gegensatz zum Nördlichen Breitmaulnashorn - nach jahrzehntelangen Zuchtbemühungen wieder eine größere Population

Quelle: Prometheus Wissenschaftsfernsehen / PM Leibnitz-Institut für Zoo. und Wildtierforschung.

 

 

Erstveröffentlichung: 01.09.2019-19:21

 Aktualisierung - Stand: 20:01

(Sonntag, 01.09.19 - 20:02 Uhr   -   2653 mal angesehen)

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