Wissenschaft und Forschung

Wilhelma Stuttgart

Geburt im Menschenaffenhaus - Zuwachs der Bonobo-Sippe wichtig für Fortbestand der Art

Kinderüberraschung im Menschenaffenhaus der Wilhelma: Beim morgendlichen Rundgang bei den Bonobos haben die Tierpflegerinnen und Tierpfleger in der vergangenen Woche ein zusätzliches Köpfchen entdeckt. Die Geburt des Bonobos ist ein Erfolg, denn in ihrem Lebensraum in Zentralafrika ist diese Menschenaffen-Art vom Aussterben bedroht.
Regenwald

„Huenda lief gebückt, als ob sie etwas Schweres tragen würde", erzählt Revierleiterin Bea Jarczewski von dem 13-jährigen Weibchen. „Beim zweiten Blick stellte sich heraus, dass es nur ein zierliches Neugeborenes war.

Auf trächtige Tiere achtet sie immer besonders und schätzt den Geburtstermin ab. „Wir wissen aber nie, wann genau es so weit ist", sagt Jarczewski. „Unsere Bonobos bringen ihre Jungtiere so problemlos in der Gruppe auf die Welt, dass sie keine menschliche Hilfe brauchen." Im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart leben nun 20 Bonobos. Unsere nächsten Verwandten, die nur in den Wäldern Zentralafrikas vorkommen, sind in der Natur stark bedroht. Wilderei, Lebensraumverlust und Krankheiten setzen ihnen zu. Zudem vermehren sie sich nur langsam.

Mit einer der größten und erfolgreichsten Zuchtgruppen international ist die Wilhelma eine der führenden Institutionen im Einsatz gegen das Aussterben der Bonobos. Rund um den Globus leben etwa 200 Bonobos in Zoos, die dabei zusammenarbeiten, für den Erhalt der Tierart eine Reservepopulation in menschlicher Obhut aufzubauen.

„Unser Augenmerk liegt darauf, dass in den Zoos eine möglichst breite Basis des Erbguts erhalten bleibt", erklärt Dr. Marianne Holtkötter, Menschenaffen-Kuratorin der Wilhelma. „Die familiäre Linie von Huenda ist noch nicht stark vertreten, deshalb ist ihr Nachwuchs wichtig." Nach ihrem Sohn Makasi, der im November 2015 geboren wurde, ist es das zweite Jungtier für Huenda.

Mit dem Kleinen, dessen Geschlecht noch nicht bekannt ist, legt sie sich – gar nicht scheu – manchmal sogar direkt an die großen Panoramascheiben zum Besucherbereich. Auch draußen im Klettergarten haben die Wilhelma-Gäste die beiden, kaum eine Woche nach der Geburt vom 5. August, inzwischen schon entdeckt. Im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms tauschen die Zoos untereinander Tiere aus, um eine optimale genetische Mischung zu gewährleisten.

Vor einem Jahr waren mit Mary Rose aus dem US-amerikanischen Zoo von Columbus/Ohio und Bikita aus dem Frankfurter Zoo zwei Weibchen nach Stuttgart gekommen, von denen die Zoologen erhoffen, dass die beiden von Mobikisi Nachwuchs bekommen. Denn der hat trotz seiner 39 Jahre erst eine Tochter gezeugt. Stammhalter seiner Linie wären sehr wünschenswert.

„Die Neuzugänge haben sich gut eingelebt, aber bisher trägt das noch keine Früchte", sagt Holtkötter. Mobikisis eine Tochter ist vergangenes Jahr den umgekehrten Weg gegangen und in den Frankfurter Zoo gewechselt. Dort ist sie ihrerseits vor kurzem Mutter geworden.

Neben der Haltung und Zucht von Bonobos im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart fördert die Wilhelma mit Spenden aus dem Artenschutz-Euro der Besucherinnen und Besucher Maßnahmen zum Überleben der Art vor Ort. In der Demokratischen Republik Kongo sind dies die Projekte „Bonobo alive", das Anti-Wilderer-Patrouillen im Salonga-Nationalpark finanziert, und „Lola ya Bonobo", eine Auffangstation zur Rettung und Auswilderung beschlagnahmter Bonobowaisen.

KM/ PM Wilhelma Stuttgart

 

Erstveröffentlichung: 15.08.2019-13:26

(Donnerstag, 15.08.19 - 13:27 Uhr   -   1970 mal angesehen)

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